BER-Mieter wollen Millionen einklagen

Schönefeld (MOZ) Drei Jahre nach der geplatzten BER-Eröffnung sieht sich die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) einer Klagewelle gegenüber. Für Mieter, die im Juni 2012 ihre Geschäfte am Flughafen beziehen sollten, läuft zum Jahresende die Klagefrist aus. Es geht um Schadenersatz in Millionenhöhe.

Unternehmerin Evelin Brandt rüstet sich für den Showdown. Die Modedesignerin, die Geschäfte in Hamburg, Köln und Berlin betreibt hatte vor drei Jahren 400 000 Euro investiert für ihre 68 Quadratmeter große Filiale am neuen Flughafen in Schönefeld (Dahme-Spreewald), wollte dort Gewinn erwirtschaften von Montag bis Sonntag zwischen 5 Uhr morgens und Mitternacht – nach drei Jahren und zähen Verhandlungen mit der FBB reicht sie über ihren Anwalt Oliver Klein aus Karlsruhe nun Klage beim Landgericht Potsdam ein. „Ich konnte nach der geplatzten Eröffnung meinen Verbindlichkeiten nicht mehr nachkommen und musste Banken immer wieder beteuern, dass ich das wirtschaftlich überstehen werde“, sagt sie.

Für sie und weitere Mieter, die am BER das große Geschäft witterten, läuft die Zeit am 31. Dezember ab. „Wenn man drei Jahre untätig bleibt, ist der Schadenersatzanspruch hinfällig“, sagt Rechtsanwalt Klein, der mittlerweile zwei der Mieter vertritt und vor Gericht Millionen herausholen will. „Ich bin mir sehr sicher, dass wir Ansprüche geltend machen können“, zeigt sich Klein siegessicher. Schließlich habe die FBB in vorangegangenen Auseinandersetzungen mit der Fluggesellschaft Air Berlin und dem früheren Geschäftsführer BER-Rainer Schwarz schon Fehler einräumen ?müssen.
Die Flughafengesellschaft sieht möglichen Klagen „gelassen entgegen“, wie ihr Sprecher Ralf Kunkel am Montag betont. 70 Mieter hatten vor über drei Jahren Mietverträge über 150 Flächen im BER-Terminal abgeschlossen. Etwa 20 habe man Kompensationsflächen am alten Flughafen Schönefeld und in Tegel angeboten und sei ihnen auch in anderen Punkten wie bei Kautionszahlungen entgegengekommen.

Modedesignerin Evelin Brandt hat lange versucht, sich außergerichtlich mit dem Flughafen zu einigen – vergeblich. „Außer viel reden ist da nichts gewesen“, sagt sie rückblickend. Anderen Mietern seien Ausgleichsflächen am Flughafen Tegel angeboten worden, ihr nicht. Spielwarenhändlerin Beatrice Posch hat das Versöhnungsangebot angenommen und ist jetzt in Tegel präsent. Zu möglichen Schadenersatzforderungen will sie sich nicht äußern. „Die Mieter, die in Tegel untergekommen sind, sind vorsichtiger geworden“, sagt Anwalt Klein. Angst brauche niemand zu haben. Die Mietverträge für den BER würden durch eine Klage nicht unwirksam. „Sie gelten sieben Jahre – mit Beginn der BER-Eröffnung.

Mit einem blauen Auge ist die Confiserie Felicitas aus Hornow (Spree-Neiße) aus dem Desaster des bis heute nicht eröffneten Flughafens in Schönefeld (Dahme-Spreewald) davon gekommen. 30 Tonnen Schokolade sollte das Lausitzer Unternehmen jährlich zum BER liefern und dort „made in Brandenburg“ an den Fluggast bringen – das Geschäft platzte. „Obwohl wir schon ein neues Produktionsgebäude geplant und uns mit Unmengen Verpackungsmaterial eingedeckt hatten“, sagt Geschäftsführer Peter Bienstmann. Glück im Unglück: Der Schokoladenproduzent hatte keinen Mietvertrag am BER unterzeichnet und musste auch nicht auf eigene Kosten das Geschäft ausstatten. „Wir wären nicht der Betreiber gewesen“, sagt Bienstmann.

Der letztlich glückliche Deal ist vorangegangenen Problemen in der Landeshauptstadt geschuldet. Dort eröffnete Felicitas eine Bio-Schokoladen-Manufaktur in der Gutenbergstraße mit einigen Nebenwirkungen: „Das Geld, das wir auf dem Konto hatten, mussten wir für den Denkmalschutz ausgeben“, erzählt Bienstmann. Im Gegenzug seien das Land und die Flughafengesellschaft dem Unternehmen entgegengekommen und hätten eine Betreibergesellschaft vermittelt. „Da hätte Felicitas dran gestanden, aber wir wären nicht Vertragspartner gewesen“, erklärt er. Stattdessen hat Bienstmann mit seiner Frau Goedele Matthyssen den Standort in der Lausitz ausgebaut. Seit Oktober vergangenen Jahres verfügt die Manufaktur über ein Besuchzentrum mit Café und Kino, das Schokoladen-Land, das im kommenden Jahr neben Streichelzoo um einen Spielplatz erweitert werden soll. „Gerade in der Vorweihnachtszeit suchen uns viele Kunden gezielt auf“, weiß Bienstmann aus Erfahrung.

Das Kapitel BER ist für ihn noch nicht abgeschlossen, auch wenn der Chocolatier vorsichtig ist: „Wenn der Flughafen öffnet, werden wir uns das Angebot ansehen.“ Extra für den BER-Start hatte Bienstmann eine Berliner Mauer und eigener Schachtel kreieren lassen. Bis 2015 dauerte es, den essbaren Mauer-Vorrat an den Kunden zu bringen.

Quelle: http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1442306

Mehr: http://www.berliner-zeitung.de/hauptstadtflughafen/verschobene-eroeffnung-mieter-am-ber-reichen-klage-ein,11546166,32721830.html

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Eine Antwort auf BER-Mieter wollen Millionen einklagen

  1. Gast sagt:

    Ich kann nur allen zukünftigen Händlern am BER empfehlen, SOFORT alle Kontakte zum BER abzubrechen und woanders die Stände zu eröffnen. Das bringt mehr Umsatz und bewahrt vor bösen Überraschungen!
    Soll die Flughafengesellschaft mit dem neuen BER voll auf den Hintern fallen und dann Konkurs anmelden, darauf freue ich mich heute schon!
    Voll in die Pleite und das Image der Landesfürsten von Berlin/Brandenburg ist damit gleich mit erledigt! Statt Geld am BER vorsätzlich und fahrlässig zu verbrennen, dieses in die Infrastruktur der Straßen, Schulen, Bahn usw. stecken.
    Scheinbar war die halbjährliche Lärmbelastung auf der Südbahn noch zu gering, denn sonst gäbe es mehr Widerstand von allen Parteien!

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